Land Labor

Das Projekt Land Labor schafft Angebote zur Förderung kultureller Beteiligung und digitaler Kompetenzen im Wurzener Land. Mithilfe einer Befragung zu digitalen Kompetenzen in der Region wurden bedarfsorientierte Kurse und Workshops entwickelt, die diese durch künstlerische Methoden vermitteln. Zusätzlich entstand ein Prototyp für ein digitales Lernspiel zum Thema Cybermobbing, in dem Spielende erfahren können, wie Mobbing funktioniert und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt.

Vorstellung des digitalen Lernspiels „BrüllTok“

Das digitale Lernspiel BrüllTok wurde von einem Team aus Autor:innen und Gameentwickler:innen in Zusammenarbeit mit dem Schweizerhaus Püchau e.V. konzipiert. Der Verein ist als Kunst- und Kulturverein im Landkreis Leipzig und in Nordsachsen aktiv und ermöglicht künstlerische und kulturelle Beteiligung im ländlichen Raum. Während der Umsetzung des Projekts Land Labor entstand aufgrund unserer Umfrageergebnisse an Schulen im Wurzener Land die Idee, ein digitales Lernspiel zum Thema Cybermobbing zu entwickeln und in medienpädagogische Kurse des Vereins einzubinden.

Es richtet sich an junge Nutzer:innen im Alter von 10-14 Jahren sowie Lehrkräfte und bietet einen niedrigschwelligen, anonymen Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Thema Cybermobbing. Das Spiel verwendet sensible Wort- und Charakterauswahl und vermeidet Stereotypen. Perspektivträger sind nicht-humanoide Figuren, die in schulalltäglichen Szenarien auf der sozialen Plattform BrüllTok (inspiriert von TikTok) miteinander interagieren. Deutungen von Herkunft, Alter, Geschlecht und Hautfarbe werden vermieden. Ziel ist es, jungen Menschen eine sichere und neutrale Plattform zu bieten, um sich mit den komplexen Themen rund um Cypermobbing auseinanderzusetzen. Spielende erleben Mobbingsituationen aus drei verschiedenen Perspektiven (Täter:in, Opfer, Beobachter:in) und treffen moralische Entscheidungen, die den Konflikt eskalieren oder deeskalieren lassen und somit den Ausgang der Geschichte beeinflussen.

Die Geschichte

Die Figuren erstellen aus Spaß Fotos voneinander und veröffentlichen diese auf dem sozialen Medium „BrüllTok“. Als ein missverständlicher Kommentar veröffentlicht wird eskaliert die Situation. Unangenehme Fotos und fiese Kommentare verbreiten sich blitzschnell – Aus Spaß wird Cybermobbing.

Spielmechanik und Aufbau

In BrüllTok nehmen die Nutzenden die Perspektiven nicht-humanoider Figuren ein und erleben Cybermobbing aus drei verschiedenen Perspektiven: als Täter:in, Opfer und Beobachter:in. Der Einstieg erfolgt aus der Perspektive der Täter:in, wodurch ein tiefes Verständnis für die Dynamik und die Motivationen hinter Mobbinghandlungen erlangt werden. Im Verlaufe des Spiels können Nutzende auch die Rolle des Opfers übernehmen und Entscheidungen treffen, um sich zu schützen. Abschließend lernen Nutzende aus der beobachtenden Perspektive, wie in einer Cybermobbingsituation deeskaliert oder unterstützt werden kann. Es wird das Verständnis vermittelt, dass auch beobachtende Personen Verantwortung tragen.

Wie ist der aktuelle Stand?

Der aktuelle Stand des Projekts ist ein spielbarer Proof of Concept Pilot (digitaler Prototyp), der den aktuellen Forschungsstand zu Cybermobbingerfahrungen widerspiegelt und Erfahrungen von Jugendlichen aus der Region einbindet. Besondere Schwerpunkte liegen auf neutralem Wording, Charakter- und Bildgestaltung. Im Prototyp ist derzeit nur der Einzelspieler-Modus möglich.

Die Nutzenden starten auf einem Endgerät ihrer Wahl (Smartphone, Tablet, Laptop, Desktop PC) in einen beliebigen Browser. Mithilfe einer Suchmaschine können Nutzer:innen gezielt nach BrüllTok suchen oder per Direktlink die Software Lösung erreichen. Beide Wege führen zur derzeitigen Landingpage, dem Software Aggregator Itch.io.

Die Nutzenden haben jetzt die Möglichkeit den Prototypen über einen [Run Game] Button zu starten. Im Prototyp ist nur die Einzelspieler Funktion für einen vorgegebenen Charakter spielbar. Zukünftig soll der Prototyp um die Funktionen Mehrspielermodus sowie weitere Optionen zur Wahl der Charaktere erweitert werden.

Welche Software wird genutzt?

Für die Programmierung des Prototyps wurde die quelloffene Software Godot verwendet. Der Prototyp wird derzeit über den Aggregator Itch.io veröffentlicht. Die Entscheidung für diese Software erfolgte, um anderen Kreativen die Möglichkeit zu bieten, den Code (MIT-Lizenz) bzw. das Programm (Creative Commons Lizenz 4.0 international) zukünftig zu nutzen und weiterzuentwickeln. Der Prototyp und das zukünftige Game BrüllTok sollen als Individualsoftware in vollem Umfang nichtkommerziell und funktional uneingeschränkt per Download oder Direktlink (Browser) verfügbar sein.

Wer hostet und pflegt die Software?

Momentan wird der Prototyp in der Phase des ausgiebigen Testing durch den Programmierer mithilfe des Software Aggregator Itch.Io gehostet und aktualisiert. Nach dem Testing und der darauf folgenden Evaluation soll die Software multiplattformativ durch Mitarbeiter:innen des Schweizerhaus Püchau e.V. gepflegt und angeboten werden.

Entwicklungskosten

Die Kosten für die Entwicklung des Proof of Concept beliefen sich auf Honorar- und Personalkosten von ca. 23.000,00 EUR. Für einen Zeitraum von neun Monaten wurde eine Projektkoordinationsstelle eingerichtet, die nach umfangreichen Recherchetätigkeiten ein Projektteam – bestehend aus einem Programmierer, zwei Autor:innen und einer Illustratorin – zusammenstellte. Nachdem ein Konzept erarbeitet wurde, konnten innerhalb von drei Monaten Texte, Illustrationen und Programmierung abgeschlossen werden.

Wie geht es weiter?

Für die Weiterentwicklung des Games streben wir eine Finanzierung im Rahmen des LEADER-Regionalbudgets an. In Kooperation mit der Gemeinde Thallwitz und dem Schweizerhaus Püchau e.V. ist ein Budgetrahmen von bis zu 20.000 EUR für das Jahr 2024 vorgesehen. Geplant ist die Erweiterung des Einzelspieler-Modus auf die Auswahl aus drei Perspektiven (Täter:in, Opfer, Beobachter:in), jede mit eigener Hintergrundgeschichte. Darüber hinaus wird der Prototyp im Rahmen eines medienpädagogischen Kursangebots an weiterführenden Schulen im Wurzener Land erprobt und Begleitmaterial für Fachkräfte entwickelt.

Mittelfristig soll das Game als Singleplayer-Version pädagogischen Fachkräften aus unserem Netzwerk im Landkreis Leipzig zur Verfügung gestellt werden. Durch unsere fachliche Begleitung werden das entwickelte Begleitmaterial sowie die betreuungsunabhängige Anwendung des Spiels getestet und bei Bedarf angepasst.

Langfristig ist geplant, einen Mehrspieler-Modus für den Einsatz in pädagogischen Einrichtungen wie Schulen und Horten zu entwickeln. Hier können Gruppen oder Klassen gemeinsam Mobbingerfahrungen im Rollenspiel erleben, begleitet von geschulten Medienpädagog:innen und Lehrkräften, unterstützt durch speziell konzipierte Begleitmaterialien. Zukünftige Versionen des Spiels sollen auch eine Optionsauswahl mit einfacher Sprache, Text-zu-Ton-Ausgabe und Mehrsprachigkeit bieten. Der Spielraum und die Spielmöglichkeiten werden sukzessive durch kostenlose DLCs oder Updates mit neuen, überarbeiteten Versionen erweitert.