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Digitale Bildungslandschaft Region Malchin

Periphere ländliche Regionen haben eine entscheidende Herausforderung: regionales Wissen über die Umbrüche und Veränderungen in ihrem sozialen Raum. Die digitale Bildungslandschaft, die in der Mecklenburgischen Schweiz als Modellprojekt erprobt wird, kann eine nützliche Lerninfrastruktur für die regionalen Entscheider in Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sein und nachhaltige Transformationsmaßnahmen der Bürgerschaft professionell begleiten.

Was gilt für viele periphere ländliche Räume? Es stehen mehr und mehr Herausforderungen an, die mit weniger Ressourcen gestemmt werden sollen. Die Herausforderungen sind dabei transformativer Art und heißen u. a. Klimakrise, Bodenkonkurrenz und Landnutzungsveränderung, demografischer Wandel, Ungleichheit, digitale Welten und KI. Peripher bedeutet dabei vor allem, nicht im Fokus überregionaler, zentraler Meinungsbildung und Entscheidungen zu stehen. Die öffentlich diskutierten, politischen und technologischen Problemlösungen, sind städtisch.

An Ressourcen fehlt vor allem passendes, regionales Wissen zu den sich abzeichnenden Transformationen. Ebenso fehlen passende Lerninfrastrukturen für all die, die täglich Entscheidungen zu treffen haben. Denn Bildung wird zum alltäglichen Geschehen – nur deutlich anders, als die Erfahrungen aus Schule und beruflicher Ausbildung zeigen. Es ist Bildung, die mehr oder weniger mit den Polykrisen zurechtkommen will, Unterstützung für aktuelles Handeln ist und vor allem selbst neue Handlungsanleitungen für die Transformationsmaßnahmen entwickelt, da wo noch kein Wissen vorliegt.

Transformatives Lernen ist etwas, was in erster Linie für Bürgermeister, soziokulturelle Zentren, Bäuerinnen, Handwerker, Künstlerinnen von Relevanz ist: während ihres prallen Lebens, während sie Projekte ersinnen, entwerfen und umsetzen, während sie in Kontroversen um die schlüssigsten Zukunftsbilder ringen und sich die Akzeptanz der Bürgerschaft verdienen müssen.

Das Vorhaben der digital gestützten Bildungslandschaft richtet sich in diesem Sinne auf Lernarrangements, durch welche sich die Zielgruppen befähigen, die Fähigkeit zur Resilienz und Daseinsvorsorge der Region Malchin zu gestalten. Solch ein Vorhaben ist kein Transfer von fertigem Wissen. Es ist eher ein transdisziplinärer Suchprozess in kulturellen Wandlungsprozessen.

In ständigen Design- und Reflexionsschritten entstand dafür eine Multisiteplattform mit vernetzten digitalen und analogen Lernorten. In der Struktur der Plattform werden Ansätze einer transformativen Lernkultur sichtbar: (1) die Bildungslandschaft, die Hintergrundwissen zu den Handlungsfeldern, gute Beispiele, unterschiedliche Optionen und Gelingensbedingungen in verschiedenen E-Learning-Formaten anbietet, einen Veranstaltungskalender zeigt und über neue Erkenntnisse und veränderte Rahmenbedingungen berichtet. (2) die Projektschmiede, die das Angebot macht, Ideen von Transformationsmaßnahmen zu Projekten zu entwickeln, zu planen und umzusetzen und dabei sowohl auf die Lernmodule aufsetzt, als auch konkrete Bedarfe triggert. Sie ist letztlich der Kern der Bildungslandschaft, da sie den Lernraum für transformatives Lernen, was „Machen“ bedeutet, bietet. (3) Mit der Einbindung der Lernplattformen des Kulturnetzes und der Raumpioniere wurde das Prinzip eines „Ladens mit mehreren Eingangstüren“ angewandt. So können Interessierte aus den Netzwerken über ihre Websites unmittelbar auch die Bildungslandschaft nutzen. Die themenspezifischen Lernorte sind dazu da, im Detail Handwerkzeuge für Umsetzungsprojekte zu erlernen.

Mittels unterschiedlicher Formate der Bürger:innenbeteiligung (Bürger:innenversammlung, Pop-ups, Bürger:innenrat, planning for real u.a.) wurde nach den prioritären Handlungsfeldern, also den grundsätzlichen Entwicklungstrends und deren Relevanz für die Region, geforscht: regenerative Energien, nachhaltiges und zirkuläres Bauen, Änderung der Landnutzung (aufgrund der regionalen Gegebenheiten steht die  die Moorvernässung im Fokus) und Kultur als treibender Entwicklungsfaktor sowieals Querschnittsthema digitale Unterstützungssysteme.

Des Weiteren wurde der Reallaboransatz als Organisationsmethode gewählt. Bei ihm gilt das Prinzip von Ko-Design und Ko-Produktion der Bildungslandschaft durch die paritätische Verbindung von Erfahrungs- und wissenschaftlichem Wissen. Von Entscheider:innen, Bürger:innen und Wissenschaftler:innen wurde gemeinsam eine Lerninfrastruktur gestaltet und aufgebaut, die für die „großen Transformationen“, in denen die periphere ländliche Region steckt, eine passende Wissensgrundlage und realweltliche Lernräume vorhält.

Abstimmungen und organisatorische Fragen wurden mit den Verbänden, Vereinen und den Ämtern geklärt, die im Sozialraum der Mecklenburgischen Schweiz liegen. Eine gewisse Herausforderung ist die Zusammenarbeit mit Verwaltungen dennoch, da die Region zwei Landkreise schneidet und es keine greifbaren geteilten Verantwortlichkeiten vorhanden sind.

Dagegen melden sich andere periphere Regionen mit der Überlegung, den Ansatz unserer Bildungslandschaft auf ihre Bedingungen hin zu adaptieren. Natürlich spielen die digitalen Unterstützersysteme, deren Potenzial noch weiter ausgeschöpft werden können, eine tragende Rolle. Dennoch sind es die territorialen Probleme und die soziokulturellen Optionen nachhaltiger Daseinsvorsorge, die diese moderne Lerninfrastruktur vorantreiben werden.

Eine Anleitung für die Nutzung der Multisite findet sich unter dem folgenden Link: https://unsereschweiz.de/?s=Tutorial . Die Verwaltung und Betreuung der Bildungslandschaft liegt in absehbarer Zeit in den Händen des KMGNE – Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung gGmbH.

Kontakt: info@kmgne.de

Informationen Landkreis

Mecklenburgische Schweiz
Amt Malchin: 30347 ha
Einwohnerzahl: 11.900
Einwohner:innendichte: 156 km²
Stand des Projektes: Am 30.6.2024 abgeschlossen