„Biogenuss“ – Plattform zur Bio-Direktvermarktung – Dahoam 4.0

Ein Mann, der hinter mehreren Truthähnen kniet

Hinter dem Projekt „Biogenuss“ steht der digitale Bio-Bauernmarkt „Ökogenuss“ in Form einer Plattform, auf der regionale, nachhaltige und hochwertige Bio-Produkte angeboten werden. Die in der Region Waginger See / Inn-Salzach ansässigen Landwirt:innen setzen auf biologische Anbaumethoden und artgerechte Tierhaltung und vertreiben ihre Produkte über die Verkaufsplattform mit angeschlossener Lieferlogistik. Auf der Plattform werden neben den angebotenen Produkten auch die Erzeuger:innen vorgestellt, sodass die Kund:innen wissen, woher das Sortiment stammt. Den Betrieb von „Ökogenuss“ übernimmt der zu diesem Zweck gegründete Verein „Ökogenuss Waginger See“.

„Biogenuss“ ist Teil des Projektes „Digitales Alpendorf“, mit dem die Bayerische Staatsregierung die Entwicklung digitaler Anwendungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum fördert. Ziel von „Biogenuss“ ist es, interessierte Verbraucher:innen und die regionalen Erzeuger:innen zusammenzubringen. Für die Kund:innen soll sowohl eine einfache und übersichtliche Bestellmöglichkeit als auch eine unkomplizierte Belieferung realisiert werden. Zudem können die Landwirt:innen parallel zum herkömmlichen Verkauf in einem Hofladen über den Verkauf auf der Online-Plattform neue Kundengruppen über die Gemeindegrenzen hinaus erreichen.

Von der Idee zur Umsetzung

Als Teil des Projektes „Digitales Alpendorf“ wird „Biogenuss“ im Rahmen des Programms „Digitales Dorf Bayern“ von der Bayerischen Staatsregierung gefördert und vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie federführend betreut. Das Programm zielt darauf ab, mithilfe digitaler Lösungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in ländlichen Regionen beizutragen.

Im Jahr 2018 wurde in diesem Zusammenhang die Region Rupertiwinkel als Pilotregion „Digitales Alpendorf“ gekürt. Die Kommunen Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching am See und Wonneberg sowie der Markt Waging am See und die Stadt Tittmoning gehen im Rahmen der „Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Zukunftsregion Rupertiwinkel“ bestehende Herausforderungen gemeinsam an, um die gesamte Region nach vorne zu bringen. Dabei steht ein nachhaltiger Ansatz in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ökonomie im Vordergrund. Demnach fokussieren die Digitalisierungsprojekte die Lebensbereiche Pflege, Wohnen, Dienste, Kultur, Tourismus, Landwirtschaft und Bildung. Das „Digitale Alpendorf“ ist ein Forschungsvorhaben unter dem Dach der ILE.

„Biogenuss“ ist dabei eines von vielen Projekten, das die Attraktivität des ländlichen Lebensraums steigern soll. Zugrunde liegen der digitalen Lösung bereits bestehende analoge Strukturen. So ist die Region Waginger See – Rupertiwinkel bereits seit 2013 staatlich anerkannte Öko-Modellregion und treibt die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft schon seit einigen Jahren voran. Im Februar 2020 wurde schließlich der Verein „Ökogenuss Waginger See“ als Netzwerk der ansässigen Landwirt:innen gegründet und durch die Bioerzeuger:innen der Öko-Modellregion Inn-Salzach erweitert. Auf der Bestell- und Lieferplattform für die Direktvermarktung werden die regionalen Bio-Angebote gebündelt. Die Erzeuger:innen, die ihre Produkte über „Ökogenuss“ vertreiben, sind Mitglieder des Vereins.

Die Projektentwicklung erfolgte nutzerzentriert. „Ökogenuss“ adressiert die steigende Nachfrage der Bevölkerung nach Produkten, die direkt von ansässigen Bauernhöfen stammen und im besten Fall auch noch geliefert werden. Die Anfragen der Bürger:innen wurden in die Entwicklung einbezogen. Um einer Konkurrenz zwischen den Landwirt:innen entgegenzuwirken, wurde ein Arbeitskreis mit den Erzeuger:innen gegründet und eine gemeinsame Vision entwickelt. Dies mündete im Jahr 2020 in der Vereinsgründung, mit der ein Rahmen für das Projekt und für die anschließende Umsetzung der Plattform geschaffen werden konnte.

Was beinhaltet der Dienst?

Auf der Plattform können die Kund:innen aus einem breiten Produktportfolio aus den Kategorien „Frisches“, „Haltbares“ und „Fleisch“ auswählen. Neben Gemüse, Brot & Backwaren, Milchprodukte und Eiern werden beispielsweise auch Nudeln, Getreide und Mehl sowie Spirituosen und Süßes angeboten. Aus dieser Auswahl stellt der bzw. die Kund:in eine Kiste mit den gewünschten Produkten zusammen, meldet sich im Portal mit seinen Adressdaten an und erhält dann die Kiste nach Hause oder wahlweise zum Arbeitsplatz geliefert. Der Mindestbestellwert beträgt 15 Euro, ab einem Bestellwert in Höhe von 50 Euro ist die Lieferung kostenlos. Die Bezahlung erfolgt per SEPA-Lastschrifteinzug. Auch ein Abonnementmodell mit regelmäßigem Lieferturnus kann gewählt werden. Um die Lieferwege kurz zu halten und die Umwelt zu schonen, gibt es für jede Gemeinde einen festen Liefertag und eine feste Liefertour.

Neben der Produktauswahl und dem Bestellvorgang sind auf „Ökogenuss“ auch die Profile der Erzeuger:innen abgebildet. Die angebotenen Produkte stammen ausschließlich von im Gebiet Waginger See – Inn – Salzach ansässigen Bio-Landwirt:innen und Vereinsmitgliedern. Deren Betriebe und die dahinterstehenden Personen werden in ausführlichen Portraits auf der Plattform vorgestellt.

Wer ist an dem Projekt „Biogenuss“ beteiligt?

Neben dem Verein „Ökogenuss Waginger See“ mit den Landwirt:innen umfasst das Team noch eine Umsetzungsbegleitung der Öko-Modellregion, die weiterhin beratend zur Seite steht. Eine Fotografin war für die Erstellung der Erzeugerportraits zuständig. Die Landkreisverwaltungen werden von dem Verein informiert, eine aktive Mitarbeit ist aufgrund des eigenständig arbeitenden Vereins kaum nötig.

Die digitalen Dienstentwicklungen, die im Rahmen des Programmes „Digitales Dorf“ entstehen, werden unter der Marke „Dahoam 4.0“ zusammengeführt. Die Vernetzung der Lebensbereiche und somit auch der einzelnen Lösungen ist das Ziel. Hinter „Dahoam 4.0“ steht das Team Smart Region vom Technologie Campus Grafenau, das über die Förderung der Bayerischen Staatsregierung noch bis 2023 finanziert wird. „Ökogenuss“ ist ebenfalls in „Dahoam 4.0“ eingebunden.

Was sind die Erfolgsfaktoren?

Zentral für die erfolgreiche Umsetzung der Plattform „Ökogenuss“ war das schon bestehende Netzwerk der ansässigen Erzeuger:innen. Die beteiligten Akteur:innen kannten sich und es herrschte Vertrauen untereinander. Auch die zuständige Umsetzungsbegleiterin, die über die Öko-Modellregion finanziert wird, war bereits bei den Landwirt:innen bekannt.

Auch die teils vorhandene Infrastruktur zählt rückblickend zu den Erfolgsfaktoren. Der Bio-Hof Lecker aus Niederheinig bot seinen Kund:innen schon seit geraumer Zeit die Lieferung von Bio-Kisten im Abonnementmodell an. Gegen Provision wurde diese Logistik – Lieferfahrzeuge etc. – dem Projekt zur Verfügung gestellt. Ohne diesen Partner wäre eine derart schnelle Umsetzung von „Öko-Genuss“ nicht möglich gewesen.

Wie ist der aktuelle Stand?

Das Projekt „Biogenuss“ wurde inzwischen vollkommen an den Verein übergeben. Seitdem der Online-Shop an Pfingsten 2021 gestartet wurde, trägt sich die Plattform selbst. Das Angebot wird zunehmend besser angenommen. Die Bürger:innen haben den Mehrwert von „Ökogenuss“ erkannt – sie können schnell und einfach einen kompletten Wocheneinkauf über die Plattform bestellen und bekommen dabei Produkte aus der Region bis nach Hause geliefert.

Auch die Landwirt:innen profitieren von „Ökogenuss“. Zum einen wird durch die regelmäßigen Vereinssitzungen das Netzwerk zwischen den Erzeuger:innen besser. Das Produktangebot wächst und auch die Anzahl der Anbieter:innen ist inzwischen von ursprünglich 20 auf 30 gestiegen. Zum anderen ergeben sich durch die Plattform neue Geschäftszweige, wie beispielsweise in der Gastronomie. Jedoch bleibt abzuwarten, ob durch die inflationsbedingt steigenden Preise die Nachfrage nach Bio-Produkten zukünftig eher sinken wird.